Ich habe mich ganz bewusst für diese Formulierung entschieden, da die Betroffenen ab der Diagnose oft auf ihr „Leiden“ AD(H)S reduziert werden. Ich selbst als Mutter merke, wie ich und meine Familie auf DAS eine Syndrom reduziert werden. Andererseits werden sie in Schemen gepresst in die sie nicht reinpassen, sich aber nicht nur anpassen müssen, sondern eigentlich komplett verändern. Was bleibt von dem eigenen ICH, der eigenen Identität, die uns zu dem Menschen macht, der wir sind noch übrig?
Nicht hilfreich!
Natürlich nicht von Freunden und Bekannten, auch wenn ab und zu Kommentare kommen wie : „Bei mir hättest du dir für eine fünf in der Arbeit erstmal ne heftige Strafe eingefangen, dass du dich überhaupt nach Hause traust!“ zu meinem ältesten Sohn. Das Menschen, die selbst keine Erfahrungen mit AD(H)S gemacht haben, so reagieren ist nicht selten, aber absolut kontraproduktiv. Meine Kinder lernen, dass sie sich als Menschen nicht durch Noten definieren, sondern durch ihre Handlungen. Das bedeutet nicht, dass wir Faulheit unterstützen, aber wenn trotz üben, eben wieder ein „Schlechter Tag“ war, an dem die Arbeit bestenfalls noch in der letzten Stunde geschrieben wurde, brauche ich meinem Kind keine Vorwürfe machen., sondern in seiner Persönlichkeit bestärken, was dafür eben gut geklappt hat.
Verlust der eigene Wahrnehmung
Kinder sind bekanntlich sehr sensibel. Sie merken schnell, dass sie anecken und nicht so denken und handeln wie andere Kinder. Meist haben sie aber einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, was zu einer gestörten Selbsteinschätzung führt. „Ich möchte ja eigentlich das Richtige tun, aber warum versteht das keiner?“ Sie hadern mit sich selbst, auch wenn wir das oft nicht sehen und nur in besonderen Momenten erkennbar ist. Bei Hausaufgaben merkt man das Problem verstärkt, wenn mein jüngster mich weinend fragt: „Warum verstehe ich das alles nicht, ich verstehe es einfach nicht! Aber warum verstehe ich es nicht, in meinem Kopf drin, Mama ? WARUM?“ Das ist ein schwerer Moment für uns Eltern, aber dann muss ich Ihm klar antworten, dass es nicht an ihm liegt, sondern am ADHS. Das schiebt manchmal ein Brett zwischen die Teile im Gehirn, so dass sie sich nicht verbinden können. Darum kommt man dann eben nicht auf die Lösung, oder versteht eben die Frage nicht. Erst wenn das Brett wieder weg ist klappt es.
Selbstwert stärken hilft sich nicht selbst zu verlieren
Das gilt für die Kinder, denen wir Eltern helfen und sie bestärken müssen, aber auch für uns als Eltern. Wie oft denken Eltern mit AD(H)S Kindern, was sie denn nun falsch gemacht haben in der Erziehung, Schwangerschaft, Partnerschaft oder im Alltag generell. Wir müssen klar machen, dass wir nichts bewusst falsch gemacht haben, da wir vor der Diagnose es einfach nicht besser wussten. Zurückdrehen können wir nichts. Also lassen wir es hinter uns und AKZEPTIEREN unser Leben wie es ist. Nicht immer schlecht, nur mit vielen Auf und Ab´s!! Leichter gesagt als getan, dass weiß ich selbst, aber irgendwann muss man damit anfangen!
Lassen sie sich von anderen Ihre Identität nicht nehmen
…und auch nicht die Ihrer Kinder. Bei Gesprächen mit anderen Eltern Lehrern etc. räumen sie die Schwächen ihres Kindes ruhig ein und kontern sie gleich mit seinen Stärken, lassen sie nicht zu, dass jemand oder eine Gruppe von Lehrern, Schülern etc. ihre Identität als Mutter und die des Kindes auf seine AD(H)S Symptome reduziert. Sie sind die Eltern und dazu verpflichtet für ihr Kind einzustehen. Damit will ich aber nicht sagen, dass ihr Kind einen Freifahrtschein für sein problematisches Verhalten erlangen soll, über die Probleme muss natürlich gesprochen werden, aber leider sehen die Menschen, die sie darauf ansprechen nur dieses eine noch in Ihrem Kind, brechen sie dieses Denken auf. Mein Jüngster spielt zum Bsp. begeistert und gut Gitarre , und seine Musiklehrerin unterstützt das sehr. Er darf sie in die Schule mitnehmen und zu den dortigen Liedern spielen. Das macht mein Kerle ganz stolz, denn endlich kann er mal was besser als anderen Kinder. Im Elterngespräch betone ich immer wieder, dass er sehr gerechtigkeitsbewusst ist, niemanden anlügt und mit anderen Kindern toll zurechtkommt, wenn sie ihn nicht provozieren. Mehr dazu im gesonderten Post.
Bleiben sie bei Ihrem Weg, wenn er funktioniert und gut für ALLE ist
Hören sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn es um Ihr Kind geht. Beobachten sie es viel. Analysieren sie Auslöser für Aggressivität und schlechter Laune. Bei meinem jüngsten reicht es schon wenn ein Lehrer krank ist und der alltägliche Ablauf gestört ist. Damit verabschiedet sich die Konzentration und das Aggressionspotential steigt. Vertrauen sie auf sich in der Partnerschaft und nehmen sie Ratschläge jeweils voneinander an, wenn jemand eine Möglichkeit sieht die Situation in einem bestimmten Moment zu entschärfen und PROBIEREN sie aus. Das ist für viele bestimmt das Schlimmste was ich über „Erziehung“ sagen kann und damit eine fundierte Pädagogik auf den Kopf zu stellen. Aber unerwartete Verhaltensweisen brauchen unerwartete Lösungen! Keine körperlichen Methoden auszuprobieren, versteht sich für mich von selbst!