Mein Partner
Die Frage habe ich mir damals nur kurz stellen müssen, da ich wusste warum ich meinen Mann geheiratet habe. Gibt es die Diagnose AD(H)S erst kurz bei Euch, dann achtet darauf, was dein Partner gut macht, für was er sich motivieren kann, auch wenn es für uns als anderen Teil der Partnerschaft oft schwierig ist, Dinge zu sehen, die eigentlich unseren eigenen Alltag mehr belasten.
Vorab ist natürlich klar, dass unsere Beziehung sehr lebhaft ist und es auch mal etwas lauter werden kann. Das Gute ist allerdings, dass wir auf einer bestimmten Ebene immer wieder zusammen finden. Was wohl gemerkt fast 8 Jahre gedauert hat. Es ist auch immer Arbeit für beide Seite. Der Partner, der immer wieder erklären muss, warum ein bestimmtes Verhalten unangemessen ist oder war, wobei das nur in gewissen Situationen klappt, da sonst der AD(H)S-Durchzugkanal eingestellt ist. Kennt Ihr das? Ihr redet mit eurem Kind oder Partner, schaut ihm in die Augen und seht genau, dass die Information gerade nicht da ankommt, wo sie eigentlich aufgenommen werden soll. In diesem Fall rede ich nicht weiter, denn ihr könnt in der Situation nichts bewirken und für mein gegenüber wird es nur anstregend, er kann es selbst ja nicht beeinflussen.
Seht zu wie euer Partner ist, als wärt ihr nicht zusammen. Versucht eine Objektivität herzustellen und dann kommen die subjektiven Eindrücke später von allein.
Kinder
Bei unseren Kindern fällt es uns eventuell etwas einfacher, je nachdem wie gefordert Eltern durch ihr Kind sind, da es die unterschiedlichsten Ausprägungen von AD(H)S gibt. An dieser Stelle möchte ich Euch nur anraten, sucht euch selbst Hilfe, die euch zusagt, und seit nicht generell gegen eine Medikation. Auch dies kann man ausprobieren, um zu sehen wie es funktioniert. Der Leidensdruck des Kindes sollte das Maß aller Dinge sein und das merken ihr schnell, ob euer Kind leidet.
Was kann dann Kind besonders gut, mit was kann es sich relativ lange beschäftigen: Sport , Laufrad fahren, Puzzeln, Lego bauen, Rechnen, Lesen, Klettern, Selbständigkeit, Motorik, Sprachverständnis, Sozialkompetenzen u.a.
Mein ältester Sohn war motorisch zwar nicht sehr fit als Kleinkind, aber er konnte sich schnell mit Worten oder nachgemachten Geräuschen verständlich zeigen. Er baute gerne mit Dingen Türme, räumte ein und wieder aus und half Mami fleißig in der Küche beim Putzen der Küchenfronten. Ein Goldstück, wenn man sich daran erinnert. Fast vergessen, sind die täglichen Nachtschreckattacken, die Wutausbrüche und das hysterische Geschrei bei Dingen, die ihm nicht gefielen oder nicht klappen wollten.
Meine Tochter war das Gegenteil mit ADS. Die absolute Ruhe selbst. Motorisch extrem fit, konnte sich nach Geburt bereits auf den Bauch alleine drehen und lief schon bevor sie ein Jahr alt war. Kletterte allerdings auch alles hoch was sie erreichen konnte, Tische, Regale einfach alles. Eine Zeit lang drehten wir den Tisch um, so dass die Tischbeine nach oben ragten, da man den Raum sonst nie verlassen hätte können. Sprechen blieb allerdings lange aus. Laufstall war für sie nie ein Problem, sie spielte mit dem richtigen Spielzeug, ganz in Ruhe bis zu 45 Minuten vor sich hin. Sie war schon immer ehrgeizig, ohne Theater dabei zu machen, sie wollte alles können (motorisch) und das, bis es klappte.
Mein Jüngster war der „gechillte“ würde man sagen. Er beobachtete alles und war die Ruhe selbst. Nur ohne Mama ging gar nichts. Das Brüllen nahm dann auch wirklich nach 2 Stunden keine Ende, nicht mal bei Papa. Er war völlig normal in der Entwicklung mit Sprechen und Laufen, außer das er Wörter immer nur korrekt aussprechen wollte.
Die typischen Symptome kamen bei meiner Tochter und meinem jüngsten Sohn erst im Schulalter. Zu den Stärken kamen bei allen dreien extreme Kreativität, bei meinem Jüngsten kam Ehrgeiz in allem dazu, was aber auch ein Problem darstellen kann. Sie sind alle drei sehr engagiert wenn sie an einer Sache dran sind, haben oft völlig andere Lösungsansätze, die mir nie eingefallen wären, sind sportlich, gerechtigkeitsliebend und hilfsbereit. Bewusst betone ich keine schulischen Leistungen, da sie für mich nichts über den Charakter aussagen. Mein Jüngster ist besonders gut mit seiner Gitarre, er wusste mit 6 Jahren schon, dass er eine Gitarre wollte, woher wissen wir bis heute nicht, doch er bekam sie zur Einschulung. Meine Tochter malt und zeichnet seit sie einen Stift in der Hand hatte und geht in eine Malschule, der Große ist unser Sozialstarker, er spielt auch ein Instrument und treibt Sport wie seine Geschwister, aber Priorität haben seine Freunde und Unternehmungen mit Ihnen! Er hilft im Haushalt, wie meine Tochter ohne große Probleme und kümmert sich gerne um seine Großeltern. All das wird von uns immer in den Vordergrund gestellt. Wir zeigen ihnen diese Stärken immer auf.
Allgemeine Stärken von Menschen mit AD(H)S
Hierzu kann ich ich auch die Seite der „adhs-trainerin“ Birgit Boekhoff uneingeschränkt empfehlen. Sehr nette Formulierungen und gezielt positive Sichtweisen auf ADHS. Ihre Liste der Stärken ähnelt denen, die ich ebenfalls zusammengestellt habe:
- oft geben sie mehr als sie müssten, sind 100% bei der Sache (Job, Projekte zu Hause oder für andere), wenn sie ihre Stärken verwirklicht sehen
- extrem hilfsbereit und können durch ihre andersartig Art zu denken Lösungen finden, auf die andere nicht gekommen wären
- sie erstellen unheimlich schnell Verknüpfungen, wenn es um ein Gebiet ihrer Stärken geht, entwickeln daraus neue Ideen
- sie sind spontan und unternehmungslustig, daher auch sehr naturverbunden und meist fröhlich
- sie sind schnell zu begeistern und gehen neugierig auch an Unbekanntes heran
- ihr Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt
- fungieren oft als Berater, weil sie einen „roten Faden“ erkennen können
Schreibt doch gerne mehr Punkte, die ich jetzt vielleicht nicht im meinem Beitrag erwähnt habe, in die Kommentare :o)