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ADHS

Lang, lang ist es her!!

Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich so lange nichts von uns geteilt habe. Allerdings hat das einen triftigen Grund, der gesundheitlicher Natur ist. Ich leide an einer schubweise auftretenden, sehr schmerzhaften Erkrankung seit letztem Jahr März, durch die ich kaum Lebensmittel vertrage und die mich momentan 40 Kilo gekostet hat.

Im Krankenhaus

Gerade schreibe ich euch aus dem Krankenhaus, da ich hier zur Diagnostik bin und einige Wochen bleiben muss. Hier habe ich meinen Entschluss gefasst, mich euch mitzuteilen und gleichzeitig hat mich das Gespräch mit einem Arzt so sehr erkennen lassen, dass es noch viel Aufklärungsarbeit über AD(H)S gibt. Der Mensch muss im Vordergrund stehen und nicht sein „Defizit“. Das muss uns allen wichtig sein.

Das Gespräch mit dem Arzt

Der Arzt war erstaunt, wieviel Routine in unserem Alltag steckt. Der ist eben gerade für uns so wichtig. Eine Orientierungshilfe ist bei uns maßgeblich für einen gelungenen Alltag, der alle zufriedenstellt, auch bei ihren unterschiedlichen Bedürfnissen.

Natürlich manage ich das, denn mein Mann hat selbst ADHS und daher kommt es öfter auch zu ungewollten Konflikten, besonders mit meinem Ältesten, der ein introvertierter ADHS‘ ler ist. Das bedeutet sein Druck ist nach innen gerichtet und somit kommt es auch zu seiner Trichotillomanie. Er ist vom Charakter völlig anders als sein kleiner Bruder und seine Schwester und stellt mehr emotionale Aufgaben an mich, allerdings oft unauffällig und nur für mich erkennbar. Darum hat mein großer Schatz( 13Jahre) heute beim Abschied fast geweint, weil er meinte, dass Papa ihn nicht versteht und unkorrekt mit ihm umgeht. In meinem Arm hat er sich dann beruhigt und ich hab ihm versichert: „Es wird besser, Papa muss auch erstmal damit umgehen lernen , dass ich nicht da bin.“ Außerdem gibt es aber noch meine Eltern, die gerade mit bei uns wohnen und Julius Bezugspersonen sind, lediglich jetzt am Wochenende sind sie bei sich. Das allein bringt ihn genauso aus dem Konzept, wie jedes andere Kind, nur sein Defizit verstärkt die ganzen Emotionen, wie es bei euch wahrscheinlich auch ist.

„Das hört sich nach viel für SIE an“

Ja, das fragte er mich, und JA habe ich gesagt. Dennoch lernt man mit der Zeit es anzunehmen und es wird leichter, je mehr man die Abläufe verinnerlicht hat, und immer versucht zu erkennen, wie die Kinder sich entwickeln. Natürlich müssen Verhalten, Belohnungen und der generelle Umgang wieder neu verhandelt werden, wenn es an der Zeit ist.

ADHS

Wie im Mittelalter

Kaum ist das Wochenende unerwartet gut und entspannt zu Ende gegangen, beginnt schon der nächste Schultag mit Diskussionen.

Auslöser:

Gestern fand die Kommunion der katholisch orientierten Kinder statt und heute hatten diese wie gewohnt frei. Neu allerdings war, dass mein Jüngster erzählte, sie haben die vielen Hausaufgaben auf und die fehlenden Kommunionskinder müssten gar nichts machen.

Im Glauben mein Kleiner hat wieder etwas falsch verstanden im Eifer des Gefechts, rief ich in der Schule an, um Ihn zu beruhigen. Doch erschreckenderweise bestätigte die Direktorin mir seine Äußerungen am Telefon. Leicht diskriminiert und wütend zu gleich, antwortete ich ihr, dass ich mir vorkomme wie im Mittelalter oder im 30 jährigen Krieg, indem die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten an Fahrt Aufnahmen. Doch sie meinte flapsig, dass sie das spontan entschieden hätten und man solche Vergleiche nicht ziehen und einfach mal was hinnehmen müsste. Das muss ich mir mit einem ADHS Kind sagen lassen, dass ein noch ausgeprägteres Gerechtigkeitsbewußtsein hat als andere Kinder. Zumal den Lehrern damit nicht bewusst ist, dass sie gegen Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetztes verstoßen. Eine Benachteiligung oder Bevorzugung durch u. a. einen anderen Glauben oder einer anderen Religion ist verboten. Solche Menschen unterrichten unsere Kinder. Menschen die eben auch nicht mal Eigenarten von anders artigen Kinder mit beispielsweise ADHS einfach hinnehmen. Aber ich soll einen Verstoß gegen das Grundgesetz schweigend zulassen. Ich kann nur den Kopf schütteln und mir denken, dass ich das jetzt auch so regle wie alles andere, wenn ich merke, dass es meinen Kindern mit einer Entscheidung der Lehrer nicht gut geht. Ich stehe für sie ein. Nicht permanent, denn natürlich müssen sie mit gewissen Dingen lernen umzugehen, aber diesmal stellen sie sich über unser höchstes Gut. Er bekommt eine Entschuldigung morgen mit in die Schule, dass er nur die Hausaufgaben machen wird, die Alle machen und nicht als Bestrafung dafür, dass er Protestant ist.

ADHS

Ein ganz normaler „Ausflug“

Heute ist die Sonne wieder da und endlich die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung im Freien mit viel Spaß und Aktion!

So der Plan! Aber wer in einer ADHS Familie lebt, mit einem ADHS Partner und drei ADHS/ADS Kindern weiß, dass man keine Erwartungen haben sollte, weder an die Kinder und den Partner, noch an den Tag selbst, den wir alle zusammen verbringen möchten.

Erster Plan, Papa bleibt daheim und Ich gehe mit den Jungs auf den Sportplatz. Papa schaut mit unserer Tochter den Mathehausaufgabenwwochenplan( was für ein langes Wort) an, ob alles richtig ist, denn beide haben dasselbe mathematische Verständnis. In der Realität wollte unsere Tochter doch mit, denn Mathe läuft ja bis heute Nachmittag nicht davon und plötzlich wollte Papa auch.

Alle ins Auto plus 3 Basketbälle, einem Fußball und einer Jumbo Trinkflasche in einer großen Ikea Tüte. Angekommen nahm sich jeder einen Ball und los ging es. Der große spielte geschlagene 3 Minuten mit Papa Fußball und holte sich beim ersten Schuss eine Zerrung in der Hüfte. Eigentlich kein Problem, denkt man. Allerdings sieht die Sache mit einem ADHS Papa nicht so leicht aus, wie sie sein könnte. Ich versorge den Großen, massiere ihm die Hüfte und versuche mich als Physiotherapeutin, während der Papa mindestens schon 10 mal dem Kind an den Kopf geworfen hat, dass er selbst Schuld ist, weil er sich zu wenig bewegt und für sein Alter nicht genug Bewegung hat.

Die Stimmung schwappt auf die anderen über und schon beginnen sich alle verbal anzustacheln. Nun heißt es ruhig bleiben. Die Kids ablenken und dem Mann nett mitteilen, dass sein Verhalten unpassend ist. Er sieht das jedoch völlig anders, der kleine will den Fußball nicht holen, den er gerade am Tor vorbeigeschossen hat und als Revanche wirft der Papa den Basketball des Jüngsten in die Wallachei. Geschrei, Beleidigungen von allen Seiten. Ich meckere mit Papa und sage den Kindern was sie machen sollen, damit es ohne Streit weitergehen kann. Eine Stunde voller Diskussionen, Schlichtungen und ab und an doch ein Schmunzeln, weil das ein oder andere Wortgefecht für alle amüsant war, kann Ich die Sonnenstrahlen genießen. Dachte ich. Keine zwei Minuten und der Große gießt mir Wasser unter den Po. Er amüsiert sich, ich schimpfe, Papa noch mehr auf 180 als ich und alles beginnt von vorne. Nach 30 Minuten sitzen wir im Auto. Der Jüngste ging vor Wut über seinen Papa einfach Richtung Auto und ließ uns damit keine Wahl.

Im Auto wird die Stimmung ruhiger. Nur Papa ist zu ruhig. Bockig, dass ich ihn kritisiert habe. Das merke ich sofort. Er denkt sich wieder in die Opferrolle doch gleichzeitig hab ich ja keine Ahnung von Erziehung. Ist er allerdings nicht dabei, läuft alles bestens.

Zu Hause angekommen machen wir Mittag. Vielleicht bessert sich die Laune bei Papa und das tut sie. Aber nur gedämpft. Ich bin mit den Nerven wieder am Limit, als hätte ich vier Kinder und möchte nach dem Essen nur mal 30 Minuten meine Ruhe. Papa ist wieder im Garten und drinnen läuft alles recht harmonisch, die Kids spielen Monopoly Banking Ultra, ich schreibe meine Zeilen und kann schon wieder ein wenig über das erlebte Lächeln und wünsche allen einen harmonischen RestSonntag!

Familienleben

Stärken stärken! Aber welche Stärken haben AD(H)Sler?

Mein Partner

Die Frage habe ich mir damals nur kurz stellen müssen, da ich wusste warum ich meinen Mann geheiratet habe. Gibt es die Diagnose AD(H)S erst kurz bei Euch, dann achtet darauf, was dein Partner gut macht, für was er sich motivieren kann, auch wenn es für uns als anderen Teil der Partnerschaft oft schwierig ist, Dinge zu sehen, die eigentlich unseren eigenen Alltag mehr belasten.

Vorab ist natürlich klar, dass unsere Beziehung sehr lebhaft ist und es auch mal etwas lauter werden kann. Das Gute ist allerdings, dass wir auf einer bestimmten Ebene immer wieder zusammen finden. Was wohl gemerkt fast 8 Jahre gedauert hat. Es ist auch immer Arbeit für beide Seite. Der Partner, der immer wieder erklären muss, warum ein bestimmtes Verhalten unangemessen ist oder war, wobei das nur in gewissen Situationen klappt, da sonst der AD(H)S-Durchzugkanal eingestellt ist. Kennt Ihr das? Ihr redet mit eurem Kind oder Partner, schaut ihm in die Augen und seht genau, dass die Information gerade nicht da ankommt, wo sie eigentlich aufgenommen werden soll. In diesem Fall rede ich nicht weiter, denn ihr könnt in der Situation nichts bewirken und für mein gegenüber wird es nur anstregend, er kann es selbst ja nicht beeinflussen.

Seht zu wie euer Partner ist, als wärt ihr nicht zusammen. Versucht eine Objektivität herzustellen und dann kommen die subjektiven Eindrücke später von allein.

Kinder

Bei unseren Kindern fällt es uns eventuell etwas einfacher, je nachdem wie gefordert Eltern durch ihr Kind sind, da es die unterschiedlichsten Ausprägungen von AD(H)S gibt. An dieser Stelle möchte ich Euch nur anraten, sucht euch selbst Hilfe, die euch zusagt, und seit nicht generell gegen eine Medikation. Auch dies kann man ausprobieren, um zu sehen wie es funktioniert. Der Leidensdruck des Kindes sollte das Maß aller Dinge sein und das merken ihr schnell, ob euer Kind leidet.

Was kann dann Kind besonders gut, mit was kann es sich relativ lange beschäftigen: Sport , Laufrad fahren, Puzzeln, Lego bauen, Rechnen, Lesen, Klettern, Selbständigkeit, Motorik, Sprachverständnis, Sozialkompetenzen u.a.

Mein ältester Sohn war motorisch zwar nicht sehr fit als Kleinkind, aber er konnte sich schnell mit Worten oder nachgemachten Geräuschen verständlich zeigen. Er baute gerne mit Dingen Türme, räumte ein und wieder aus und half Mami fleißig in der Küche beim Putzen der Küchenfronten. Ein Goldstück, wenn man sich daran erinnert. Fast vergessen, sind die täglichen Nachtschreckattacken, die Wutausbrüche und das hysterische Geschrei bei Dingen, die ihm nicht gefielen oder nicht klappen wollten.

Meine Tochter war das Gegenteil mit ADS. Die absolute Ruhe selbst. Motorisch extrem fit, konnte sich nach Geburt bereits auf den Bauch alleine drehen und lief schon bevor sie ein Jahr alt war. Kletterte allerdings auch alles hoch was sie erreichen konnte, Tische, Regale einfach alles. Eine Zeit lang drehten wir den Tisch um, so dass die Tischbeine nach oben ragten, da man den Raum sonst nie verlassen hätte können. Sprechen blieb allerdings lange aus. Laufstall war für sie nie ein Problem, sie spielte mit dem richtigen Spielzeug, ganz in Ruhe bis zu 45 Minuten vor sich hin. Sie war schon immer ehrgeizig, ohne Theater dabei zu machen, sie wollte alles können (motorisch) und das, bis es klappte.

Mein Jüngster war der „gechillte“ würde man sagen. Er beobachtete alles und war die Ruhe selbst. Nur ohne Mama ging gar nichts. Das Brüllen nahm dann auch wirklich nach 2 Stunden keine Ende, nicht mal bei Papa. Er war völlig normal in der Entwicklung mit Sprechen und Laufen, außer das er Wörter immer nur korrekt aussprechen wollte.

Die typischen Symptome kamen bei meiner Tochter und meinem jüngsten Sohn erst im Schulalter. Zu den Stärken kamen bei allen dreien extreme Kreativität, bei meinem Jüngsten kam Ehrgeiz in allem dazu, was aber auch ein Problem darstellen kann. Sie sind alle drei sehr engagiert wenn sie an einer Sache dran sind, haben oft völlig andere Lösungsansätze, die mir nie eingefallen wären, sind sportlich, gerechtigkeitsliebend und hilfsbereit. Bewusst betone ich keine schulischen Leistungen, da sie für mich nichts über den Charakter aussagen. Mein Jüngster ist besonders gut mit seiner Gitarre, er wusste mit 6 Jahren schon, dass er eine Gitarre wollte, woher wissen wir bis heute nicht, doch er bekam sie zur Einschulung. Meine Tochter malt und zeichnet seit sie einen Stift in der Hand hatte und geht in eine Malschule, der Große ist unser Sozialstarker, er spielt auch ein Instrument und treibt Sport wie seine Geschwister, aber Priorität haben seine Freunde und Unternehmungen mit Ihnen! Er hilft im Haushalt, wie meine Tochter ohne große Probleme und kümmert sich gerne um seine Großeltern. All das wird von uns immer in den Vordergrund gestellt. Wir zeigen ihnen diese Stärken immer auf.

Allgemeine Stärken von Menschen mit AD(H)S

Hierzu kann ich ich auch die Seite der „adhs-trainerin“ Birgit Boekhoff uneingeschränkt empfehlen. Sehr nette Formulierungen und gezielt positive Sichtweisen auf ADHS. Ihre Liste der Stärken ähnelt denen, die ich ebenfalls zusammengestellt habe:

  • oft geben sie mehr als sie müssten, sind 100% bei der Sache (Job, Projekte zu Hause oder für andere), wenn sie ihre Stärken verwirklicht sehen
  • extrem hilfsbereit und können durch ihre andersartig Art zu denken Lösungen finden, auf die andere nicht gekommen wären
  • sie erstellen unheimlich schnell Verknüpfungen, wenn es um ein Gebiet ihrer Stärken geht, entwickeln daraus neue Ideen
  • sie sind spontan und unternehmungslustig, daher auch sehr naturverbunden und meist fröhlich
  • sie sind schnell zu begeistern und gehen neugierig auch an Unbekanntes heran
  • ihr Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt
  • fungieren oft als Berater, weil sie einen „roten Faden“ erkennen können

Schreibt doch gerne mehr Punkte, die ich jetzt vielleicht nicht im meinem Beitrag erwähnt habe, in die Kommentare :o)

Familienleben

Was soll „AD(H)S?!Wie Menschen Ihre Identität verlieren!“ bedeuten?

Ich habe mich ganz bewusst für diese Formulierung entschieden, da die Betroffenen ab der Diagnose oft auf ihr „Leiden“ AD(H)S reduziert werden. Ich selbst als Mutter merke, wie ich und meine Familie auf DAS eine Syndrom reduziert werden. Andererseits werden sie in Schemen gepresst in die sie nicht reinpassen, sich aber nicht nur anpassen müssen, sondern eigentlich komplett verändern. Was bleibt von dem eigenen ICH, der eigenen Identität, die uns zu dem Menschen macht, der wir sind noch übrig?

Nicht hilfreich!

Natürlich nicht von Freunden und Bekannten, auch wenn ab und zu Kommentare kommen wie : „Bei mir hättest du dir für eine fünf in der Arbeit erstmal ne heftige Strafe eingefangen, dass du dich überhaupt nach Hause traust!“ zu meinem ältesten Sohn. Das Menschen, die selbst keine Erfahrungen mit AD(H)S gemacht haben, so reagieren ist nicht selten, aber absolut kontraproduktiv. Meine Kinder lernen, dass sie sich als Menschen nicht durch Noten definieren, sondern durch ihre Handlungen. Das bedeutet nicht, dass wir Faulheit unterstützen, aber wenn trotz üben, eben wieder ein „Schlechter Tag“ war, an dem die Arbeit bestenfalls noch in der letzten Stunde geschrieben wurde, brauche ich meinem Kind keine Vorwürfe machen., sondern in seiner Persönlichkeit bestärken, was dafür eben gut geklappt hat.

Verlust der eigene Wahrnehmung

Kinder sind bekanntlich sehr sensibel. Sie merken schnell, dass sie anecken und nicht so denken und handeln wie andere Kinder. Meist haben sie aber einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, was zu einer gestörten Selbsteinschätzung führt. „Ich möchte ja eigentlich das Richtige tun, aber warum versteht das keiner?“ Sie hadern mit sich selbst, auch wenn wir das oft nicht sehen und nur in besonderen Momenten erkennbar ist. Bei Hausaufgaben merkt man das Problem verstärkt, wenn mein jüngster mich weinend fragt: „Warum verstehe ich das alles nicht, ich verstehe es einfach nicht! Aber warum verstehe ich es nicht, in meinem Kopf drin, Mama ? WARUM?“ Das ist ein schwerer Moment für uns Eltern, aber dann muss ich Ihm klar antworten, dass es nicht an ihm liegt, sondern am ADHS. Das schiebt manchmal ein Brett zwischen die Teile im Gehirn, so dass sie sich nicht verbinden können. Darum kommt man dann eben nicht auf die Lösung, oder versteht eben die Frage nicht. Erst wenn das Brett wieder weg ist klappt es.

Selbstwert stärken hilft sich nicht selbst zu verlieren

Das gilt für die Kinder, denen wir Eltern helfen und sie bestärken müssen, aber auch für uns als Eltern. Wie oft denken Eltern mit AD(H)S Kindern, was sie denn nun falsch gemacht haben in der Erziehung, Schwangerschaft, Partnerschaft oder im Alltag generell. Wir müssen klar machen, dass wir nichts bewusst falsch gemacht haben, da wir vor der Diagnose es einfach nicht besser wussten. Zurückdrehen können wir nichts. Also lassen wir es hinter uns und AKZEPTIEREN unser Leben wie es ist. Nicht immer schlecht, nur mit vielen Auf und Ab´s!! Leichter gesagt als getan, dass weiß ich selbst, aber irgendwann muss man damit anfangen!

Lassen sie sich von anderen Ihre Identität nicht nehmen

…und auch nicht die Ihrer Kinder. Bei Gesprächen mit anderen Eltern Lehrern etc. räumen sie die Schwächen ihres Kindes ruhig ein und kontern sie gleich mit seinen Stärken, lassen sie nicht zu, dass jemand oder eine Gruppe von Lehrern, Schülern etc. ihre Identität als Mutter und die des Kindes auf seine AD(H)S Symptome reduziert. Sie sind die Eltern und dazu verpflichtet für ihr Kind einzustehen. Damit will ich aber nicht sagen, dass ihr Kind einen Freifahrtschein für sein problematisches Verhalten erlangen soll, über die Probleme muss natürlich gesprochen werden, aber leider sehen die Menschen, die sie darauf ansprechen nur dieses eine noch in Ihrem Kind, brechen sie dieses Denken auf. Mein Jüngster spielt zum Bsp. begeistert und gut Gitarre , und seine Musiklehrerin unterstützt das sehr. Er darf sie in die Schule mitnehmen und zu den dortigen Liedern spielen. Das macht mein Kerle ganz stolz, denn endlich kann er mal was besser als anderen Kinder. Im Elterngespräch betone ich immer wieder, dass er sehr gerechtigkeitsbewusst ist, niemanden anlügt und mit anderen Kindern toll zurechtkommt, wenn sie ihn nicht provozieren. Mehr dazu im gesonderten Post.

Bleiben sie bei Ihrem Weg, wenn er funktioniert und gut für ALLE ist

Hören sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn es um Ihr Kind geht. Beobachten sie es viel. Analysieren sie Auslöser für Aggressivität und schlechter Laune. Bei meinem jüngsten reicht es schon wenn ein Lehrer krank ist und der alltägliche Ablauf gestört ist. Damit verabschiedet sich die Konzentration und das Aggressionspotential steigt. Vertrauen sie auf sich in der Partnerschaft und nehmen sie Ratschläge jeweils voneinander an, wenn jemand eine Möglichkeit sieht die Situation in einem bestimmten Moment zu entschärfen und PROBIEREN sie aus. Das ist für viele bestimmt das Schlimmste was ich über „Erziehung“ sagen kann und damit eine fundierte Pädagogik auf den Kopf zu stellen. Aber unerwartete Verhaltensweisen brauchen unerwartete Lösungen! Keine körperlichen Methoden auszuprobieren, versteht sich für mich von selbst!

Familienleben

Warum machst du einen Blog über euer „Familienproblem“?

Das habe ich mittlerweile von einigen gehört, als erstes von meine eigenen Eltern. Daraufhin habe ich mir ernsthafte Gedanken gemacht: Soll ich den Blog doch löschen? War es eine schlechte Idee unser „Problem“ in den Fokus zu stellen? Was werden die Leute über uns denken und wird es Konsequenzen im Leben unserer Kinder geben?, um nur einige zu nennen.

Ist es wirklich nur „unser“ Problem. Die Zahl der AD(H)Sler nimmt stetig wieder zu. Somit ist es ein viel größeres „Problem“ als nur „unseres“. Wir haben unsere Kinder auch immer offen im Umgang mit ihrer „Einschränkung“ bestärkt und ihnen klargemacht, dass wir Wege finden werden, die für sie besser sind als die Wege, die so viele andere gleichermaßen gehen. Soll ich mich und unser Leben jetzt verstecken, wenn ich meinen Kindern beigebracht habe offen damit umzugehen? Was natürlich nicht leicht fiel, denn AD(H)S ist in der Gesellschaft extrem negativ belegt. Das liegt an der inkompatiblen Lebensweise, die AD(H)Sler augenscheinlich für die meisten an den Tag legen. Sie fallen in sozialen Bereichen, in leistungsorientierten Umgebungen und im familiären Bereich angeblich negativ auf. Kurz gesagt, sie passen nicht in unsere Leistungsgesellschaft!

Aber bitte schön ins System passen!

Wer nicht in das System passt wir aussortiert. So läuft es bereits in Kindergärten und Grundschulen. Dort werden sogenannte Belohnungssysteme eingeführt, die Kindern Motivation verschaffen sollen immer artig zu sein. Es werden körperliche Auseinandersetzungen geahndet, sowie lachen und sprechen im Unterricht. Ein fast schon stalinistisches Prinzip zur Überwachung der Systemtreue. Das solche Systeme allerdings mit Druck arbeiten und Kindern, die AD(H)S haben, noch mehr als den alltäglichen Druck auferlegt wird, ist dabei nicht annähernd bedacht. „So liebes Kind, du bist sozial nicht so kompetent wie die anderen, also reiß dich zusammen, ach ja und konzentriere dich richtig in der Schule und mache keinen Quatsch, aber achte auch auf das Belohnungssystem. Viel Spaß in der Schule mein Schatz!“ Mal ehrlich, wie soll ein Grundschüler mit dieser Situation umgehen?

Das ist meine Motivation!

Daher habe ich mich FÜR diesen Blog entschieden, denn der Umgang mit andersartigen Menschen wird immer schlimmer und unerträglicher. Das Mobbingsyndrom stütze ich ebenfalls auf die fehlende Sozialkompetenz in unserem Staat, der ein solches Verhalten durch sein hochgelobtes, heterogenes System hervorbringt.

Inklusion gilt auch für Kinder mit AD(H)S

Das Thema „Inklusion“ ist ein umstrittenes Thema aber ein guter Gedanke, um Kindern Andersartigkeit in allen Varianten zu zeigen und akzeptieren zu lernen. Schlecht nur, dass 70 Prozent der Lehrer dies nicht umsetzten können, da ihnen selbst entweder die Erfahrung fehlt oder systemtreu alles auszurangieren eben einfacher ist, als etwas für Akzeptanz tun zu wollen. Was viele nicht wissen: Inklusion betrifft auch Kinder mit AD(H)S. Das bedeutet eigentlich, dass andere Menschen lernen müssen mit betroffenen Kindern oder Menschen zu leben und umzugehen, nicht nur die Betroffenen selbst. Ein Thema dem sich Schulen wie unsere eher entgegenstellen, als sich ein wenig zu reformieren.

Lasst uns zusammenhalten

Mein Wunsch ist es, eine Community anzusprechen, die selbst bereit ist über ihr Leben aktiv zu sprechen, Lösungen anzubieten und Tiefschläge mitzuteilen. Menschen, die diese Plattform als ihren Strohhalm in der Gesellschaft sehen, der ihnen nicht permanent das Gefühl gibt als Eltern zu versagen oder alles nicht im Griff zu haben. Familien sollen profitieren von Austausch und auch Kritik im angebrachten Rahmen. Meine Plattform soll Menschen ein Gefühl von Sicherheit geben und eine Anlaufstelle, die sich mit allen Facetten des AD(H)S beschäftigen möchte, um so viele Familien eine Stütze, ja vielleicht wie ein guter Freund zu sein.

Familienleben

Aller Anfang ist schwer!

Wie bemerkte ich AD(H)S bei meinen Kindern?

Teil 1: Mein erster Sohn: Kleinkindalter

Das ist eine Frage, die ich klar mit „zu spät“ beantworten muss. Es ging  ganz an uns vorbei, dass unsere ersten zwei Kinder Auffälligkeiten im Verhalten zeigten, die einerseits auf ADHS bei unserem ältesten Sohn hinwiesen und auf ADS bei unserer Tochter. Im nachhinein sehen wir ganz klare Hinweise darauf.

Ein weiterer Punkt ist: Es gibt keine standartisierten Merkmale für AD(H)S, auch wenn einige Ärzte  meinen sie zu kennen. Alle drei Kinder zeigen bei uns komplett unterschiedliche „Symptome“ oder „Verhaltensweisen“. Natürlich gibt es „typische“ Verhaltensmerkmale, die eindeutig auf AD(H)S hinweisen, aber leider werden dadurch oft auch Mischformen oder mildere Formen des AD(H)S nicht erkannt.

Lassen sie sich bitte auch nicht von gewissen Menschen einreden, dass es AD(H)S als solches gar nicht gibt. Antworten sie diesen, dass sie medizinisch erklären sollen, warum Metylphenidat eigentlich bei jedem „gesunden“ Menschen aufputschend wirkt, bei Menschen mit AD(H)S allerdings das Gegenteil bewirkt, zumindest für andere wahrnehmbar.

Mein Sohn der Tyrann?!

Der älteste hatte im Kleinkindealter schon Probleme sich zu regulieren, das fiel allerdings nicht auf, da man mit 10 Monaten ja eh mal trotzig ist. Typisch war sein Verhalten, als er bei Unzufriedenheit, wenn etwas nicht klappte, seinen Kopf gegen den Boden oder die Wand hämmerte. Für uns erschreckend, für den Kinderarzt nichts Außergewöhnliches. „Lassen sie ihn im Kinderzimmer ausbocken und halten sie die Tür zu, nicht abschließen!“ Gesagt, getan, ohne einen Gedanken daran zu verlieren, was wir unserem Kind damit antun. „Jedes Kind kann schlafen lernen“ war ebenfalls ein Fehltritt, den wir uns heute nicht verzeihen. Warum erläutere ich im weiteren Verlauf.

Wir haben versucht sein Verhalten umzuleiten auf „Dinge schmeißen“, statt „Kopf gegen die Wand“ oder den Fußboden. Dies gelang so gut, dass er mit 2 1/2 Jahren bereits Wutanfälle bekam, in denen er z.B. seinem Bus-Bett  die Scheibenwischer abriss und mit diesen gegen seine Zimmertür schlug, die wir ja “ artig“ zuhielten. Gespräch mit dem Kinderarzt brachte die Erkenntnis: Nix ungewöhnliches! Ok, war ja unser erstes Kind. Vielleicht reagieren wir ja nur deshalb so merkwürdig auf alle Ratschläge, die uns zu dem Verhalten unseres Kindes gegeben wurden.

Heute sehe ich, dass wir im Innersten schon wussten, dass das keine Möglichkeiten für unseren Sohn waren, seine Selbstregulation zu stärken und durch die Verhinderung von Körperkontakt, durch das „Türzuhalten“ und durch das mysteriöse Konzept des „Jedes Kind kann schlafen lernen“ , eine sein Nervenkostüm noch mehr strapazierende Umgebung für Ihn geschaffen hatten.

Weg damit!!

Entscheidende Konsequenz: Weg damit! Ausprobieren was klappt. Erst wieder bei uns im Bett schlafen und randaliert darf jetzt im Zimmer mit Tür offen ohne Konsequenzen, falls etwas kaputt geht. Ich bin dann zu ihm,  trotzdem er geschrien hat, und  habe gesagt,  dass ich Ihn verstehe und an seiner Stelle auch sauer wäre. Aber das Wichtigste überhaupt:          „Es ist ok wenn du das machst, aber ich lieb dich trotzdem, egal wie du bist.“   Hat er mich gelassen, habe ich Ihn in den Arm genommen. Das hört sich geschrieben so leicht an, war es aber nicht. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass das Kind dieses Verhalten nicht mit Absicht zeigt, um uns eins auszuwischen. Eine Nervenprobe für alle Eltern. Gleichzeitig möchte ich aber nicht alle Verhaltensweisen die ADHS typisch sind verharmlosen und tolerieren. Im Gegenteil, es kostet sehr viel Kraft einem Kind mit ADHS klar zumachen, das bestimmten Verhaltensmuster, gerade im sozialen Bereich, nicht akzeptabel sind. In dieser Hinsicht hatten wir kaum Probleme mit unserem Älteren, allerdings mit unseren zwei anderen Kindern, denen ich ebenfalls jeweils einen Beitrag widmen werde.

Das hört sich für viele bestimmt total merkwürdig an, dass man ein Kind für negatives Verhalten mit Körperkontakt belohnt. Wir haben es  aus dem Bauch heraus gemacht, als meine Schwiegermutter eines Tages erzählt hat, dass sie meinen Mann als Kind zum Kuscheln gezwungen hat, wenn er als Kind so war. „Zwingen“ kommt für uns nicht in Frage, also habe ich  probiert, ob er den Körperkontakt zulässt. Im Übrigen bestreitet meine Schwiegermutter heute noch, dass mein Mann ADHS hat, da er ja nicht vernachlässigt wurde. Solch mittelalterlichem  Denken werden ich einen gesonderten Beitrag widmen: Die Mythen um ADHS *zwinker*. Klingt eigentlich gar nicht schlecht *grins* Aber zurück zum Wesentlichen.

Halten sie sich bei dem Verhalten meines Sohnes einfach vor Augen, dass er extrem verunsichert war und auch nicht im Geringsten wusste oder einschätzen konnte, warum etwas nicht so klappt wie er es wollte und ebenso wenig eine Ahnung davon hatte, wie er das Verhalten abstellen soll, denn dafür gab es vorher ja Ärger. Ein Teufelskreis für ein kleines Kind. Wir durchbrachen ihn und es wurde besser. Er fühlte sich akzeptiert und nicht mehr so angespannt wie vorher. Die Wutausbrüche blieben, gingen aber viel schneller mit unserer Methode rum. Ein Fortschritt für beide Seite.

Irgendwann war es soweit, er durfte in den Kindergarten. Zu diesem Zeitpunkt war seine Schwester schon fast 2 Jahre alt und er auch scheinbar froh in den Kindergarten zu dürfen. Wir hatten etwas Bedenken wie er sich machen würde, aber alles umsonst. Im Kindergarten war er überhaupt nicht auffällig, zurückhaltend und eher derjenige, der zum „Opfer“ auserkoren wurde. Alle waren von ihm begeistert und nur zu Hause gab es diese besagten „Ausraster“, aber nun vermehrt , wenn er  im Kindergarten geärgert wurde. Weiterhin bemerkten wir, dass er sich nur teilweise mit Spielzeug beschäftigen konnte/wollte. Dinge sortieren oder ein- und ausräumen machten ihm fiel mehr Spaß. Dinge im Alltag mit erledigen wurde zum neuen „Spiel“. Er war und ist ein äußert sozialer, gerechtigkeitsliebender und fleißiger Mensch, der sehr kreative Ideen hat und unheimlich freundlich und (endlich wieder) lebenslustig ist.

Ein völlig untypischer ADHSler, wie er es im Alter von 10 Jahren erst diagnostiziert bekommen sollte. Schon vor dem Kindergarten viel uns auf, dass er seine oder unsere Ohren massierte um einschlafen zu können, niedlich dachten wir damals. Dies hielt sich fast so lange bis er anfing seine Fingernägel abzukauen und sich öfter an die Augen fasste. Wir dachten es lag an seinen extrem langen Wimpern und Nägel hat mein Schwager auch gekaut. „Das gibt sich alles.“ Dachte der Kinderarzt und wir schließlich auch. Bis die Schulzeit begann.

Teil 2: Kindesalter Schule ist in Bearbeitung